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Des Typischen giebt es hier weniger und das Stück ist minder gelungen als die beiden ersten, was sich gleichfalls von dem vierten „Die ruinierte Familie“ sagen lässt. Hier giebt es auch halb zivilisierte Menschen und die Kaufmannstochter Nathalie, die auf dem Klavier klimpert, etwas französisch liest und auch etwas plappert, die auf alle Bälle läuft, im Putz andere Mädchen zu überbieten sucht, die ist aus dem Leben gegriffen und höchst geschickt charakterisiert.

Ächte allmenschliche Charaktere giebt es in Sundukianz’s Lustspielen nicht, wohl aber gelungene Typen aus der Tifliser Stadtbevölkerung, Gestalten, die nicht genau zu bestimmen sind, da in ihnen der Kulturmensch noch nicht entwickelt ist und der kulturlose Morgenländer noch nicht aufgehört hat mitzuleben.

Für den Fremden sind seine Stücke ziemlich unverständlich, aber für das armenische Theater haben sie bedeutenden Wert und werden für künftige Lustspieldichter lange Zeit als Muster gelten dürfen. Auch als

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)