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Sahst du frisch die Rose blühn
Frühlingsjung im Blätterkissen
Und um sie im Kreise glühn
Weise Lilien und Narzissen?

Doch des Mondes Glanz erbleicht
Vor Armeniens Mädchensonne,
Einem Kusse von ihr gleicht
Keiner Frühlingsblumen Wonne.

Lilienweiss die Stirne strahlt,
Rosen blühn auf ihren Wangen,
Und wie auch ihr Busen wallt,
Ist doch keusch ihr Herzverlangen.

Schüchtern hat der Freundin sie
Die Dahira[1] abgenommen
Und im Rausch der Melodie
Tanzt sie zu der Burschen Frommen.

Ihre schlanke Huldgestalt
Wiegt sich wie ein Halm im Kreise,
Bald schwebt sie zur Seite, bald
Huscht sie trippelnd hin ganz leise.

  1. Dahira ist ein Tamburino.
Empfohlene Zitierweise:
Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)