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Seite:Lenau - dichterischer Nachlass, 1858.djvu/10

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VI

vermittelnden Uebergänge und somit die künstlerische Harmonie des Ganzen herzustellen. Bevor Lenau bei seinem „Don Juan“ an diese letzte Stufe seiner Arbeit gelangen konnte, war die Feder seiner Hand entsunken. Die dadurch zurückgebliebenen Lücken werden der kritischen Sonde des Lesers nicht entgehen; sie werden aber auch während des dankbaren Genusses so großer Schönheiten sein tiefes Bedauern erwecken, daß es dem Dichter selbst nicht mehr vergönnt war jene auszufüllen, diese zu ergänzen.

Was vorstehend über die partielle Unvollständigkeit des Gedichtes nur als Vermuthung ausgesprochen werden konnte, ist durch seither bekannt gewordene Aeußerungen des Dichters selbst gegen näherstehende Freunde, namentlich in Bezug auf den Abschluß seiner Dichtung, zur feststehenden Gewißheit gediehen. Es sey hier zunächst der tiefeingehenden sinnvollen Andeutungen Berthold Auerbachs[1] dankbar und anerkennend erwähnt. Wenn der verehrte Berichterstatter über Lenau’s letzten Sommer die unvertilgbaren eisigen Schauer, denen der Held der Dichtung erliegt, als einen


  1. Der letzte Sommer Lenau’s. Erinnerung und Betrachtung von Berth. Auerbach. Im „Deutschen Museum,“ herausgegeben von R. Prutz und W. Wolfsohn. 1851, 1. Heft.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/10&oldid=- (Version vom 26.11.2022)