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„„Jude, kennst du Hußarenhiebe?
Säbel und Schild und Küraß zugleich

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Führt meine Faust; Jud, schiebe dich, schiebe,

Sonst verkostest du meinen Streich.““

Und der Hußar den blanken Säbel
Kreuzend und kreisend um’s Haupt sich schwingt,
Daß es wie ein eiserner Nebel

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Vor den Augen des Juden springt.


„Bravo, Hußar! Doch besser ist besser;
Kauft den Küraß, helft Euch und mir.
Seht, dort reiten drei Eisenfresser,
Weh, drei Feinde! bald sind sie hier.“

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„„Ei, so komm,““ so ruft der Magyare,

„„Will dir helfen, du armer Tropf!““
Und er packt ihn an seinem Talare,
Setzt ihn vor sich auf den Sattelknopf.

„„O du ärmster Jude auf Erden!

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Ich bin hinten, und du bist vorn;

Du mußt selber mein Küraß werden!““
Und er gibt dem Rosse die Sporn.

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/136&oldid=- (Version vom 21.4.2023)