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Der Unhold.

Lächelnd lehnt er am Weidenstumpen,
Zwerghaft, bucklig, uralt, in Lumpen.
Seine abendbesonnte Heerde
Freut sich brüllend der üppigen Erde.

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Schauen sonst Thiere mit dunklem Leid

Menschengestalt, hier sonder Neid
Blicken die wohlgewachsenen Rinder
Auf das unschönste der Menschenkinder;
Neidlos, auch ohne Furcht und Grauen

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Mag die Heerde den Hirten beschauen;

Haben auch Rinder Phantasie,
Ist sie doch so gewaltig nie,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/143&oldid=- (Version vom 22.4.2023)