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Die hohe See der Wonne nie befahren,
Das Eiland ihrer Sehnsucht nie betreten.
O Tropenland der heißen Liebeskraft!
O Zauberwildniß tiefer Leidenschaft!
Wo vollen Schlags die trunknen Herzen wallen,
Wo, wie der Leu sich auf die Beute schwingt,
Der Liebestrieb hervor urplötzlich springt,
Um das entzückte Opfer anzufallen! –
Nie fühlt’ ich Reue, wenn ich die verlassen,
Die mich auf ewig meinte zu umfassen;
Sie träumte süß, ich ließ es gar geschehen,
Wenn sie mir sprach von Jenseitswiedersehen,
Denn was den Reiz der Schönen noch erhebt,
Was sie zu tieferen Genüssen weiht,
Ist solcher Wahn, ein Duft von Ewigkeit,
Der über einem Frauenherzen schwebt.

Gracioso.
Nun gut! was aber spracht Ihr da von Reue?
Ich kenn’ Euch wohl: Ihr sündigt stets auf’s neue.

Don Juan.
Und doch, seit ich geschaut die fremde Dame,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau’s dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/57&oldid=- (Version vom 22.4.2023)