Seele finster und eine Angst überfiel ihn, eine furchtbare Angst!
Ob das Feuermal in seinem Gesichte vererblich war?
Sollte sein Kind vielleicht ebenso unglücklich werden wie er?
Dieser Gedanke, der ihn gepackt hatte, verliess ihn nicht mehr, sondern quälte ihn Tag und Nacht.
Er las unzählige Bücher darüber, aber er wurde dadurch nicht ruhiger, denn sie gaben ihm keine Gewissheit.
Endlich hielt er es nicht mehr aus.
Er vertraute seine Bedenken einem der berühmtesten Aerzte an, und dieser sprach ihm Trost zu.
Ja, gewiss, möglich sei es ja, – – aber unbedingt zu befürchten ganz gewiss nicht, – nicht einmal wahrscheinlich.
Da erfüllte ihn neuer Mut, und in der frohen Stimmung, in welcher er nach Hause kam, schüttete er Lea zum erstenmal wieder sein Herz aus. Er sagte ihr, wie unendlich glücklich der Besitz eines Kindes ihn machen würde, und wie lange er diesen Wunsch schon hege‚ – – die Kämpfe und Befürchtungen der letzten Tage aber verschwieg er ihr.
Lea erwiderte nichts, sondern hörte
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/106&oldid=- (Version vom 10.11.2016)