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ein wenig Liebe! Aber er hatte die Hoffnung auf Liebe aufgegeben.

Als er 15 Jahre jünger war, hatte er mit jugendlichem Idealismus nach historischen und alltäglichen Beispielen gesucht, die seinem Schicksal ähnelten. Und in der That, es gab hässliche und verwachsene Männer, die von schönen Frauen geliebt und angebetet wurden.

Freilich fand er trotz eifrigen Suchens kein einziges Beispiel, in dem ein Mann mit einem Feuermal im Gesicht Liebe gefunden hätte.

Damals erneute er immer wieder sein Hoffen, besuchte unzählige Gesellschaften, lernte hunderte von jungen Mädchen kennen, aber keine einzige verliebte sich in ihn. Und doch zeichnete er sich durch Geist und Talente aus.

Sein Wissen war hervorragend, weit über das gewöhnliche Mittelmass, – er war ein Meister auf der Violine und konnte, wenn er wollte, ein höchst angenehmer Gesellschafter sein. Das alles wurde anerkannt und geschätzt, aber man liebte ihn nicht dafür.

Warum hatte er nur nicht längst seinem traurigen, nutzlosen Dasein ein Ende gemacht?

War es die Gewohnheit des Lebens,

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman.'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/11&oldid=- (Version vom 17.10.2016)