Unzahl von Fällen aufzuzählen, in denen Frauen noch nach langen Jahren ... aber er unterbrach sie.
„Du, Lea, warum gehst Du eigentlich nicht einmal zu einem Arzte, damit er feststellen könnte ..“
„Zu einem Arzte,“ sagte sie tonlos. „Nein, nein,“ wehrte sie plötzlich heftig ab. Dann besann sie sich wieder. „Das kann auch kein Arzt mit Gewissheit sagen.“
„O doch!“
„Nein!“
„Aber warum willst Du es denn nicht wenigstens einmal versuchen, wenn ich Dich doch darum bitte?“
„Ach nein, Ludwig! Ich mag nicht! Bitte, quäle mich nicht so!“ Es klang so flehend, .. machte ihn aber nur noch härter, weil er ihr Schuldbewusstsein herauszuhören vermeinte.
„Du hast mir doch gesagt, Ludwig, dass Deine Liebe zu mir die gleiche bliebe, selbst wenn unser Wunsch sich nicht erfüllen würde?“
„Aha!“ stiess er hervor.
Also darauf baute sie, darum hatte sie ihn damals so dringend darnach gefragt!
„Gewiss bleibt meine Liebe dieselbe, wenn Du daran unschuldig bist, und gerade
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/114&oldid=- (Version vom 10.11.2016)