Nebenan schlug es Mitternacht, – Ludwig fuhr empor.
Noch halb geistesabwesend strich er sich mit der Hand über die Stirn, als wolle er die Träume, die immer wieder von ihm Besitz ergriffen, verscheuchen.
Müden Schrittes suchte er sein Schlafzimmer auf.
Die rundliche Gestalt der kleinen Frau Hollmann, deren Körper ebenso beweglich war wie ihr Gesicht, hüpfte von einem Gast zum andern, für jeden ein freundliches Wort oder ein Lächeln auf den Lippen.
Die festlich erhellten, gemütlichen Räumlichkeiten des Hollmannschen Hauses machten einen äusserst anheimelnden Eindruck, – jeder fühlte sich heimisch, der in Frau Hollmanns Nähe weilte.
Das Ehepaar Hollmann passte äusserlich und innerlich so harmonisch zu einander, wie man es selten findet, und das Glück ihrer Ehe war fast sprichwörtlich geworden.
Wahrhaft glückliche Leute strömen
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/13&oldid=- (Version vom 24.10.2016)