eine Art von Verklärung auch auf ihre Umgebung aus, und in Frau Hollmanns Hause hatte alles ein glückliches Aussehen, von den Dienstboten herab bis zu dem kleinen fetten Seidenpudel, der asthmatisch war, trotzdem aber immer äusserst vergnügt mit dem Schwanze wedelte.
In dieser Atmosphäre des Glückes fühlte Ludwig Schmidhammer sich wohl.
Er konnte ruhig in einer Ecke sitzen und das unsagbare Etwas, wovon hier alles erfüllt schien, auf sich einwirken lassen.
Jetzt sass er halb versteckt hinter einer Palmengruppe und beobachtete ein paar junge Mädchen, welche ihm den Rücken wandten und im eifrigen Gespräch begriffen schienen.
Besonders eine fesselte seine Aufmerksamkeit, eine zarte, aber doch kraftvolle Gestalt, nicht allzugross, aber wunderbar ebenmässig gewachsen.
Unwillkürlich rückte er ein wenig mehr vor, um besser sehen zu können, und im selben Augenblick wandte die Beobachtete den Kopf.
Ludwig erschrak fast.
O, konnte so viel Schönheit auf einem Gesicht vereinigt sein?
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/14&oldid=- (Version vom 24.10.2016)