er vor seinem Ueberfall sicher, und darum hasste er ihn, hasste ihn, wie ein lebendiges Wesen.
Als Ludwig aus seiner Wohnung an der Alster heraustrat, schlug ihm die kalte Winterluft belebend entgegen. Der feine bläuliche Nebel war noch nicht gewichen, und die Sonne stand am Himmel wie eine grosse, rote, glanzlose Kugel.
Ueber der Alster verstärkte sich der feine Dunst und man konnte die Lombardsbrücke nicht erkennen.
Ludwig ging schnell geradeaus, bis er den Alsterdamm erreichte.
Um die Binnenalster hatte sie gesagt.
Er verlangsamte seine Schritte und spähte umher.
Zum erstenmal liess ihn die Aufmerksamkeit, die er immer erregte, ganz kalt, – er bemerkte es gar nicht, wie man ihn anstarrte. Aufmerksam musterte er jede ihm begegnende Dame und vermutete in jeder schlanken, zarten Gestalt, die ihm entgegen kam, Lea.
So schlenderte er über die Lombardsbrücke und die beiden Jungfernstiege und erreichte den Alsterdamm zum zweitenmal. –
Er ging noch langsamer und seine Ungeduld wurde immer grösser.
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/27&oldid=- (Version vom 24.10.2016)