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5. Und alles, was im Odenwald sein’ Durst noch nicht gestillt, – Das folgt ihm bald, es schallt und knallt, es klafft und stampft und brüllt: – Raus da etc.

6. Das Lied singt man, wenn’s auch verdrießt, gestrengem With zur Lehr’; – Wer zu genau die Herberg’ schließt, den straft das wilde Heer: – Raus da! Raus da aus dem Haus da! Rumdiridi Freijagd! Heidirido Freinacht! – Hausknecht hervor, öffne das Thor! :,: Raus, raus, raus! :,:

Scheffel.     
119.

1. Das war der Zwerg Perkêo im Heidelberger Schloß, – An Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß. – Man schalt ihn einen Narren, er dachte: „Liebe Leut’, – :,: Wär’t ihr wie ich doch alle feuchtfröhlich und gescheut!“ :,:

2. Doch als das Faß, das große, mit Wein bestellet war, – Da ward sein künft’ger Standpunkt dem Zwergen völlig klar. – „Fahr wohl,“ sprach er, „o Welt, du Katzenjammerthal, – Was sie auf dir hantiren, ist Wurst mir und egal!

3. Um lederne Ideen rauft man manch’ heißen Kampf, – Es ist im Grund’ doch alles nur Nebel, Rauch und Dampf. – Die Wahrheit liegt im Weine. Beim Weinschlurf sonder End’ – Erklär’ ich alter Narre fortan mich permanent.“

4. Perkêo stieg zum Keller; er kam nicht mehr herfür – Und sog an fünfzehn Jahre am rheinischen Malvasier. – War’s drunten auch stichdunkel, ihm strahlte inneres Licht, – Und wankten auch die Beine, er trank und murrte nicht.

5. Als er zum Faß gestiegen, stand’s wohlgefüllt und schwer, – Doch als er kam zu sterben, klang’s ausgesaugt und leer. – Da sprach er fromm: „Nun preiset, ihr Leut’, des Herren Macht, – Die in mir schwachem Knirpse so Starkes hat vollbracht!

6. Wie es dem kleinen David gegen Goliath einst gelang: – Also ich arm’ Gezwerge den Riesen Durst bezwang. – Nun singt ein de profundis, daß das Gewölb’ erdröhnt, – Das Faß steht auf der Neige, ich falle sieggekrönt.“

7. Perkêo ward begraben. – Um seine Kellergruft – Beim leeren Riesenfasse weht heut’ noch feuchte Luft, – Und wer als frommer Pilger frühmorgens ihr genaht: – Weh ihm! Als Weinvertilger durchtobt er Nachts die Stadt.

Scheffel.     
120.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, auf’s Pferd, auf’s Pferd.

1. Der brausende Sang, er durchtönet die Nacht, – Die schäumenden Seidel, sie blinken, – Die Freude, sie herrscht

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes. Adler’s Erben, Rostock 1900, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liederbuch_des_Gau_19_Rostock_des_Deutschen_Radfahrer-Bundes_1900.pdf/74&oldid=- (Version vom 12.12.2020)