Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/253

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hatte, aber auch für das, was weiter erfolgen würde, hatte sie Unterricht ertheilt.

Habed hob die Marmorplatte ab, welche die Oeffnung des Grabmals bedeckte, und ging mit seinen Begleitern auf einer Treppe in finstere Tiefen hinab. Die Federn von Salomos Vogel flatterten leuchtend vor ihnen voraus. Sie kamen in eine lichte Ebene, über welche sich ein reiner blauer Himmel wölbte. Rieselnde Quellen durchperlten die Ebene und das lieblichste Obst aller Art stand überall lockend und reitzend.

Sie waren Alle hungrig und durstig, aber sie erquickten sich nicht mit dem Obste, sie tranken nicht aus den Quellen. Habed war von dem Hara gewarnt worden. „Streiter des Propheten, rief er seinen Gefährten zu, das Große und Schwere wird nur durch Versagungen erlangt. Enthaltet Euch! Wir sind nicht des Eßens und Trinkens wegen hieher gedrungen. Meidet die Fallstricke des bösen Zaubers.“

Sein ermuthigender, tapferer Zuruf siegte über das Verlangen der Gefährten. Aber jetzt kamen sie in eine Sandebene, wo die scheitelrechte Sonne sie fast zu verbrennen drohete und sie bis über die Knöchel im Sande, wie in glühenden Kohlen wadeten. Hie und da aber liefen am Wege schattige, kühlende Baumgruppen hin, unter welchen der Rasen sammetweich und erfrischend war; aber es waren auch nur Versuchungen des Zaubers, die sie, obwohl nur mit großer Ueberwindung, besiegten. – Eine noch listigere Falle war ein Feld mit Mohn, durch welches sie hindurch mußten. Die Mohnblumen machten betäubt und schläfrig. Hätte nicht Habed angeordnet, die Blumen, so weit sie dieselben vom Wege aus erreichen könnten, nieder zu treten, so hätten sie sich gewiß der Schlaftrunkenheit hingegeben und wären vielleicht einige Jahrhunderte