Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/396

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die Prinzen noch nicht wiedersahe, wüthete er auf den Oberinstructions und Edukationsmeister ein und sagte: „Du Hund von einem Fremdling, mußt du Königssöhne so ziehen laßen, ohne sie zu begleiten. Mißbrauchst du also meiner Gnade? Schaffe sie in Kurzem herbei, oder dein Verderben soll gewiß sein.“

Kodadad eilte aus der Stadt und suchte die Verlornen allenthalben, zwischen Bergen und in Thälern, in Städten und Dörfern, in Palästen und Hütten und fand sie nicht, und war untröstlich darüber.

Nach einigen Tagen Umherirren kam er in eine große Ebene, in deren Mitte sich ein Palast von schwarzem Marmor erhob. „Dort sind sie vielleicht,“ hoffte er, und eilte dem Palaste zu, der überall mit ehernen Thoren dicht und fest verschloßen war, und in demselben wohnte die traurige Stille des Todes. Aber an einem Fenster erblickte er eine Dame von hoher Schönheit, so schön wie in einem Mährchen, aber mit Haaren, die verwirrt bis über die Mitte des Leibes herabhingen und mit zerrißenen Kleidern. „Flieh, Jüngling, flieh! rief sie ihm zu; flieh eilends. Erblickt dich der scheußliche Negerriese, so ists um dein Leben geschehen. Er säuft Menschenblut und frißt die Armen, die in seine Hand fallen, und hat einen Tigerkopf mit gräßlichen Zähnen.

„Seid unbesorgt, schöne Dame, sagte Kodadad, und sagt dagegen mir nur, wer Ihr seid?“

Wie eilig die Eil auch war, Unheil abzuwenden, konnte sie doch dem hübschen Milchbart die Antwort nicht versagen. Sprechen ist doch gar zu süß, und Sprechen von sich selbst am allersüßesten.

„Ich bin eine vornehme Jungfrau aus Kairo, sprach sie,