Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/465

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war er bei seiner geliebten Prinzeßin. Er umarmte sie und sie umarmte ihn wieder, aber die Gedankenlosigkeit, in welche ihn dieses Umarmen versetzt hatte, ließ ihn den Diamantsäbel aus der Hand fallen. Schnell hüpfte der Zwerg hinter einem großen Kohlkopfe, wo er sich versteckt gehalten hatte, hervor, und bemächtigte sich des Säbels, deßen Tugend er kannte. In ihrem Entzücken merkten sie es nicht einmal; hätte aber auch nichts mehr geholfen, wenn sie es gemerkt hätten.

Mit einigen hergemurmelten Worten rief der Zwerg zwei große Riesen herbei, die den König feßelten. Der Zwerg drohete dem König mit dem Tode, wofern er nicht der Prinzeßin sogleich entsage und diese auf der Stelle ihm ihre Hand gäbe; aber, gesegnete Mahlzeit, das thaten sie nicht. Sie wollten lieber todt mit einander leben, als lebend, getrennt von einander das ganze Leben lang todt sein.

Da wurde der Zwerg wild, nahm den Diamantsäbel und stach dem König ins treue Herz, daß derselbe todt hinfiel. Jetzt drohete der Zwerg der Prinzeßin sie auch zu herzstechen, wenn sie ihn nicht nähme. Sie aber sagte, indem sie dem Zwerge den Säbel schnell aus der Hand riß: „Du häßlicher, garstiger Zwerg, das sollst Du nicht, denn ich will mich schon selbst erstechen und mit meinem Prinzen vereinen. Da bat der Zwerg: „O Du Allerschönste, das thue doch nicht an Dir und an mir.“ Nein, sagte sie, an mir will ich es auch nicht thun, aber an Dir. Also hieb sie den Zwerg über die Glatze, daß er todt hinfiel. Nun waren zweie kaput. Jetzt hätte sie sich selbst gern auch ein Leides gethan und das zarte Herz durchbohrt. Sie wußte aber nicht, ob das recht sein möchte? Sie ging daher an den Hof ihrer Mutter, an welchem noch einige Prinzen, die mit zu den närrischen gehörten, tiefsinnig umhergingen und sie