Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/472

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Popanzmännchen war eigentlich etwas dummlig im Kopfe, aber das wußte Niemand als seine Frau, die ihn, wie an einem seidnen Fädchen lenken konnte, die Andern aber hielten ihn für einen sehr weisen Mann, der wahrsagen und guten Rath ertheilen könnte, wenn er wollte. Die Kraft dazu steckte aber in den drei Goldhaaren, und darum wollte sie eben der König haben.

Nun kamen zwar viele Prinzen, Grafen und Herren, die um der hübschen Tochter willen dem Popanz zu Leibe gehen wollten, und wollten ihn todt schlagen und die drei Haare dann ausraufen und dem Könige bringen, wenn er sie nicht gutwillig wollte hergeben. Sie meinten, es würde sich der große Kerl vor ihnen fürchten und nicht viele Umstände machen, aber weil er etwas dumm war, so hatte er gar keinen Respekt vor ihnen und wenn sie mit Davonlaufen davon kamen, hatten sie von großem Glück zu sagen. Manchem derselben hatte er mit einem Griff das Köpfchen eingedrückt und ihn mit großem Wohlbehagen gespeist, denn je zuweilen hatte er einen Bißen Menschenfleisch gern, weil es ihm guten Appetit zu den andern Speisen machte, zu Kohl und Rüben, die er Fuderweise, oder zu Schafen und Fetthämmeln, die er hundertweise verzehrte, und die seine gewöhnliche friedliche Kost ausmachten.

Weil er nun aber so dumm als grob war, wollte sich kein vornehmer Herr mehr mit ihm abgeben, und also bekam der König die drei Goldhaare nicht.

Nun war auf dem Schloßhofe ein junger Holzhacker, der Holz spaltete und ganz hübsch war. Die Prinzeßin hatte ihn oft durchs Fenster gesehen und er gefiel ihr. O! dachte sie, wenn der doch dem Vater die goldnen Haare verschaffte, das wäre sehr gut, denn sonst kommt wohl am Ende gar noch ein alter abgedankter Soldat mit einem Stelzbein, der Herz hat wie ein sechs Groschen