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Bei der Gnädigen.

Als ich neulich bei der Gnädigen eingeladen war, erzählte ich ihr von meinem Freunde Meyer, dem zweckmäßigen Meyer, wie ich ihn genannt habe, weil er nämlich in der Natur lauter Zweckmäßigkeit herausfindet, und da lachte die schöne Frau und sagte: „Bringen Sie ihn doch einmal mit!“

Vor acht Tagen wollte mich Meyer zu einem Feld-, Wald- und Wiesenbummel abholen und verlängerte sein Gesicht um ein Beträchtliches, als ich ihm sagte, ich hätte einen Besuch zu machen, und als ich ihn einlud, mitzugehen, wollte er erst ablehnen, denn er verkehrt nicht gern mit Frauenzimmern, weil sie ihm nicht wissenschaftlich genug denken, wie er sich verschiedentlich äußerte. Schließlich bekam ich ihn aber doch mit.

Er stöhnte unterwegs erheblich, denn es war sehr heiß und ich schleppte ihn erst durch eine Arbeitervorstadt, dann über die staubige Landstraße, ließ ihn einen schattenlosen Hügel hinaufklettern, worauf es noch einen ebenso sonnigen Abstieg gab, so daß Meyer schwitzte, wie ein Schweinsbraten am Sonntag vormittag und eine ganze Menge unchristlicher Redensarten verzapfte, und es versöhnte ihn keineswegs, daß der Weg nun durch eine sumpfige Wiese führte, in deren aufgeweichter Grasnarbe seine Stiefel tiefe Eindrücke hinterließen.

Dann waren wir aber auch an Ort und Stelle. Meyer, der sehr für Ordnung ist, zog die Augenbrauen unter die Hutkrempe, als wir am Parktore standen. Die gewaltigen Torpfeiler,

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)