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an die Nasenbildung des westafrikanischen Stumpfschnauzenkrododils erinnerten, dieser Mann, der hier still priemend neben mir stand, der hatte das, was ich bei so manchem Manne mit funkelnagelneuem Rocke, tadellosen Hosen, sauberem Hute und gut sitzenden Schuhen vermißt hatte, ein tiefes Gefühl für die Natur, ein feines Empfinden für den Zauber, der von ihr ausgeht. Den ganzen Tag über, das bewiesen seine schwieligen Finger, arbeitete er um kargen Lohn in der Fabrik, um für sich und seine Lieben den Lebensunterhalt zu verdienen; aber jede freie Stunde benutzte er, um draußen den Fabrikstaub von der nach Schönheit dürstenden Seele zu spülen. Freundlich lächelte ich ihn an, indem ich nach der Stelle wies, wo die Frösche murrten.

„Das ist die einzige Stelle weit und breit, wo es noch Moorfrösche gibt," äußerte ich. Er sah gleichgültig dorthin und schüttelte den Kopf: „Mit die Fresche hab’ ick nich ville im Sinn. Loobfresche, dat lohnt sich woll noch, aber for braune Fresche kriegt’n so gut wie nischt. Die sind bloßig als Futterfresche zu jebrauchen, und die fangen sich de Händla lieba selba.“ Er sah nach seinen Kannen: „We’ ’ma sich uff de Natua vasteht, ka’ ’ma schonst allahand heraushol’n; ma’ muß sich bloßig uff den Zimt vasteh’n, vasteh’n Se. Jetzt zum Beispiel is mit Posthornschnecken noch wat zu machen, solange dat Wassa kalt is, denn da trau’n sich de Jung’s noch nich rin. Jetzt kriegt ma’ noch’n Fennig det Stick. Sticke dreihundert bis vierhundert hab’ ick heite jefang’n; macht drei bis vier Mark. Dat lohnt sich doch, nich? Na, und denn so an de dreißig Mölche, und wat denn sonst noch is, Gelbränder, Deckelschnecken, Sprockmaden, im janzen hab’ ’ck meine finf Mark dabei ’rausjeholt. Und dat allens in anderthalbig Stunden.“ Seine Stirn bezog sich und seine Augen blickten düster: „Mit de Mölche widd dat von Ja’ zu Ja’ fauler! Die Jung’s fang’n zu ville. Und denn vakauf’n se se for ’n Ei und Appel. Frieha kriegte ick zehn Fennje for dat Stück;

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)