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Der zweckmäßige Meyer.

Meyer schwärmt sehr für die Natur, oder vielmehr, wie er sagt, für Natur, und zwar aus verschiedenen Gründen.

Einmal, weil dieser Sport billig ist, denn Meyer ist für das Billige; zweitens, weil er bekömmlich ist, denn Meyer ist für das Bekömmliche; drittens, weil Meyer eine bedeutende naturwissenschaftliche Bildung hat, denn er hat Primareife, ein Vergrößerungsglas, einen ziemlich richtig gehenden Laubfrosch und ist auf alle im Verlage des Kosmos erscheinenden Schriften abonniert.

Infolgedessen ist für Meyer die Natur eine leicht erklärbare Sache. Über die Tierseele hat ihn Doktor Zell, über die Entstehung der Welt der Urania-Meyer, über die Entwickelung des Menschen Friedrich Wilhelm Bölsche vollkommen genügend unterrichtet; den Rest denkt er sich selbst zusammen.

Meyer und ich gehen oft spazieren; Meyer redet, und ich höre zu; Meyer erklärt, und ich versuche zu folgen; Meyer lehrt, und ich stelle schüchterne Fragen; wenn er sie nicht beantworten kann, erklärt er sie für zu seicht, als daß er darauf eingehen könnte.

Auch gestern nachmittag drei Uhr hatten wir uns zu einem Spaziergang nach auswärts verabredet, weil dort, sagte Meyer, die Natur noch natürlicher sei als bei der Stadt, wo die Kultur schon so tief hineinschneide, daß man die Gesetze derselben nicht mehr bequem erkennen könne.

Da das Wetter schön und warm war, hatte ich meinen dünnsten Anzug, den leichtesten Wanderstab und einen Strohhut

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)