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zur kohlenschaufel aus der hand eines architekten hervorgehe. Ich bin der meinung, daß dadurch das gebäude ein sehr langweiliges aussehen erhält. Alles charakteristische geht dabei verloren. Aber vor dem Otto Wagnerschen genius streiche ich die segel. Otto Wagner hat nämlich eine eigenschaft, die ich bisher nur bei einigen wenigen englischen und amerikanischen architekten gefunden habe: er kann aus seiner architektenhaut heraus und in eine beliebige handwerkerhaut hineinschlüpfen. Er macht ein wasserglas – da denkt er wie ein glasbläser, wie ein glasschleifer. Er macht ein messingbett – er denkt, er fühlt wie ein messingarbeiter. Alles übrige, sein ganzes großes architektonisches wissen und können hat er in der alten haut gelassen. Nur eines nimmt er überallhin mit: seine künstlerschaft.

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)