Seite:Lottich Volksleben Schluechtern.djvu/13

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und als er sichs recht versah, hatte er sich ausgethan (entkleidet) und sah sich pullfäselnackig. Er suchte nach seinem Dengig (nach seinen Kleidungsstücken), allein bu woar sein Dengig? er konnt es nie wiederfinden. Auch en Scholtes (Schultheis) wannert dortherum. Da hat man ihn schon auf einem Gaule ohne Kopf reiten gesehen. Eine Frau, die auf ihrem Felde arbeitete, sah ihn zwar nicht, ward ihn aber doch inne, denn auf einmal entstand ein heftiges Geräusch um sie her als wie ein Wirbelwind. Es wurde stiller und sie hörte niesen. Ganz erschrocken, wußte sie nicht was sie denken, geschweige denn sagen sollte. Da niesete es abermals, und als es noch einmal genies’t hatte und sie als noch nicht das übliche „Gott helf Dir“ gesprochen, da brausete es wieder auf und fort gings, daß nur so die Kornähren wild auseinander- und zusammenwogten. Hätte sie „Gott helfe Dir“ gesagt, so wäre wohl die arme Seele erlöst worden. Die Scholdese überhaupt pflegen nach ihrem Tod wannern zu müssen. Kein Wunder! sie thun und müssen so viel thun was nicht recht ist. Unsere alten Soldaten haben es oft erzählt! Da stand einmal einer von ihnen zu Kassel Posten. Plötzlich hörte er sich etwas unheimliches nähern. Werda! Keine Antwort, und wieder keine als er’s abermals rief, als er’s aber zum dritten Male, da antwortete es: Der Teufel! Was hast Du da? fragte unerschrocken der Soldat. Den Scholtes! entgegnete der Teufel. Und richtig! der Teufel konnte den geholt haben, denn es ergab sich, daß der Schultheiß zu Oberkalbach in derselben Stunde gestorben war.


(Oberkalbach.) Nicht Jedermann sieht d. i. wird die Gespenster gewahr, aber Jedermann kann sehen, wenn er demjenigen, der es von Natur vermag, über die rechte Schulter schaut, versteht sich, wenn etwas vor ist. Von Natur vermögen