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brach, und konnten ob ihrer schweren Rüstungen sich nicht mehr losarbeiten, sondern kamen sammt ihren Pferden elendiglich um. Ganz eigenthümlich ist es, wie diese örtliche Sage mit der Legende von den vierzig christlichen Rittern übereinstimmt, welche Kalenderheiligen am 9. März des Jahres 320 nach Christo durch den Kaiser Licinius der kalten Winterwitterung und dem Eise eines Weihers nackend ausgesetzt, und dadurch zu Märtyrern wurden. Jedenfalls deutet auch diese Ueberlieferung nach dem Kampfe des Heidenthums gegen das Christenthum, und umgekehrt, hin.



3.
Von Zwergen und Zinselmännchen.

Häufig läßt die Sage, wo sie von Riesenwohnsitzen berichtet, auch Zwerge in der Nähe wohnen, schon aus dem in ihrem Wesen begründeten Hang, Gegensätze zu bezeichnen, wie hier insgemein den eines starken und verfolgenden gegenüber einem schwachen und verfolgten Geschlechte. In den weitgedehnten Forsten des Bleßberges, des höchsten in diesem Gebiete, arbeitet zur Nachtzeit eine unsichtbare Säge, Zwerge sollen es sein, die sie handhaben, um manchen armen aber wackeren Holz-Mann zu schnellerem Verdienst gelangen zu lassen. Besonders aber war das Zwergengeschlecht thätig in einer Höhle, welche zwischen den Dörfern Meschenbach und Rabenäußig gelegen ist, und das Zinselloch heißt. Der Eingang ist ein umbuschtes niedriges Loch, wie ein Kellerhals von Nord-Osten gegen Süd-Westen abgesenkt, und die Höhle bildet dann nur.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)