Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/105

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zu überfallen. Diese erhielten aber Kunde hiervon, zogen bewaffnet ihren Feinden entgegen und fanden sie auf einer Wiese bei dem Forste gelagert. Es kam hier zu einer großen Metzelei, wobei die Katholischen unterlagen.




233.
Geist in der Wiedenkirche

.

Unfern der alten in Ruinen liegenden Wiedenkirche zu Weida wohnte ein Zeugmacher, dessen Frau erschien in einer Nacht ein Geist und ermunterte sie mit in die Kirche zu gehen, es würde ihr Glück sein. Des andern Tages erzählte sie es ihrem Manne, dieser ermahnte seine Frau unter der Bedingung mitzugehen, wenn er, ihr Mann, sie begleiten dürfte. Der Geist erschien ihr wiederum, und gestattete die Begleitung des Mannes, doch nur bis zur Kirchenthüre. Als die Frau nun in die Kirche kam, warf ihr der Geist eine goldene Kette um den Hals. Die Frau aber, den kalten Gegenstand plötzlich um ihren Hals verspürend, schrie laut auf, worauf der Geist sogleich verschwand. Der Mann, welcher seine Frau schreien hörte, wollte zu ihr, konnte jedoch nicht, da die Kirchthüre verschlossen war. Nachdem er von dem Küster den Schlüssel erhalten, geht er in die Kirche und findet seine Frau vor Schrecken ganz erstarrt, jedoch noch mit der goldenen Kette behangen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)