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meinen, daß dieß offenbar ein Schatz gewesen, der dadurch verschwunden ist, daß dessen Fund vor 9 Tagen verrathen wurde. Der Stein ist später von Cronschwitzern wohlweißlich herausgenommen und als Grundstein zu einem Hause verbraucht worden.




236.
Der Mönch zu Mildenfurt.

In den noch bewohnten Wirtschaftsgebäuden des alten Klosters Mildenfurt bei Weida verkehrte ein Mönch, dem von dem Gesinde für jede Nacht ein Bette zurecht gemacht werden mußte. Des Morgens war das Bette eingerammelt, wie jenes des Kaiser Friedrich Barbarossa im Schloß zu Kaiserslautern.[1] Eine neue Magd war angezogen und hatte leichtsinnig dem Mönch sein Bette zu machen versäumt. Sie selbst hatte ihr Lager auf der Ofenbank genommen. Da kam der Mönch, angethan mit einem bräunlichen Biberrocke, der bis an die Ferse reichte, und um den Leib mit einem seidenen Bande gebunden war; er fühlte und krabbelte auf der Bank hin, bis er die säumig gewesene Magd erreichte, sprach dabei:

„Da war’s, dort war’s,
Dicker, fetter Pumpars“

und warf sie von der Bank herunter. Zum Glück fuhr die Magd schnell unter den Tisch. Dort war sie geborgen, denn auf und unter den Tisch können die umgehenden Geister nicht kommen. – „Ich glaube das Bette muß dem Mönche noch bis auf diese Stunde gemacht werden,“ schloß der Erzähler.

  1. D. S. B. 41.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)