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finden. Der Schlüssel soll von Gold sein, und als Malzeichen eine Schlange darstellen, welche sich in den Schwanz beißt. Hat der Zwerg mit diesem Schlüssel die Thüre aufgeschlossen, so sind die feurigen Wächter von ihrem Dienste erlöset.




244.
Der Todenstein-Riese bei Neunhofen.

Ein reizendes Thal durchfließt die Orla in der Nähe von Neunhofen, worin ein hoher Ofen, ein Kupferhammer nebst einer Mühle herrliche Anhaltspunkte für das Auge bilden. An dem nach Norden gerichteten Ausgange des Thales erhebt sich zu beträchtlicher Höhe der Todenstein. Auf dem die Spitze bildenden Felsenstücke sitzt zur Frühjahrszeit, als ungeheurer Riese, der Tod, und plätschert mit seinen Füßen in der tief unten vorbeigleitenden Orla. In der 12ten Stunde kehrt er das Gesicht von Süden nach Westen, schreitet dann über die gegenüber liegende Bergeshöhe und verschwindet darauf in dem großen Garten bei der alten Kapelle zu Grobitz.

In der Flurmarkung, die sich von Neustadt an der Orla nach Weltwitz hinauf zieht, erblickt man eigenthümliche Vertiefungen, welche „die Gruppen“ genannt werden, ein doch wol aus Gruben verunstaltetes Wort. Heidengräber sind dort befindlich, die sich bis zu dem an die Gruppen anstoßenden Galgenberg ziehen. Ein Reiter ohne Kopf auf weißem Pferde läßt sich dort nächtlich blicken, und verschwindet an einer nahen Quelle.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)