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es, daß vor 200 Jahren ein junges Brautpaar hinauf auf den Kiphäuser gegangen und niemals zurückgekehrt. Da weinten die so alt Gewordenen und ließen sich vom Pfarrer einsegnen, und suchten den Kirchhof auf, wo ihre Verwandtschaft von 200 Jahren ruhte, und blieben dort allein, denn das junge Geschlecht scheute sich vor den beiden Alten, und nach drei Tagen fanden sich auf dem Kirchhofe die Leiber und Gewande beider in Asche zerfallen.




390.
Der Schmied von Jüterbogk.

Jener Schaar, welche die Sage selbst zu Kaiser Friedrichen hinabgewünscht und hinabgerückt hat in den Schoos des Kiphäuserberges, bestehend aus der Prinzessin und ihren Fräulein, nächtlichen Schimmelreiterinnen, zum Theil auch Wunderblumen-, Schätze-, und vornehmlich Flachsknottenhütherinnen, (wo der Flachssame immer wieder auf die urgermanische Holle und ihren Dienst deutet) – aus Zwergen, theils zum Hofgesinde des Barbarossa gehörig, vornehmlich aber Bergwichtel, Bergmännlein, aus Rittern, die gleich den Riesen der Ur-Sagen Kegel schieben, aus Mönchen endlich, die späterer Zeit entstammen, in welcher auf dem Berge eine Wallfahrtkapelle stand – gehört auch eine vereinzelte Gestalt, wie im Hörseelenberge der getreue Eckart, das ist der Schmied von Jüterbogk, von dem ein Kindermärchen ausführliches erzählt. St. Petrus, der heilige Apostel, erlaubte diesem wackern Schmied, der Kaiser Friedrichs Rüstmeister war, drei Wünsche, welche dieser

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)