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und erreichte sein achtzigstes Lebensjahr. Und als es mit ihm zum Sterben gekommen, hat man zwei Knaben in schneeweißen Kleidchen an seinem Lager sitzen gesehen, da er außerdem keine Anverwandtschaft hatte, die haben mit ihm gebetet, und ihm die Augen zugedrückt. Und als Herr Augustin begraben war, saß drei Tage lang ein Kind auf seinem Grabe, und hatte das Antlitz verhüllt, als ob es weine. Niemand kannte es und wußte, wem es angehöre.




428.
Merwigsburg.

Zwischen den Städten Arnstadt und Erfurt, am rechten Ufer der Gera, liegt am Abhange des Steigerwaldes, wo man den Wald die Wagd oder Wagdweide nennt, ein Dorf, das zwar auf Karten und in Büchern Möbisburg geschrieben, vom Landvolke der ganzen Umgegend aber nie anders als Mersbergk oder Mörschbergk gesprochen wird, und von Alters her Merwigsburg heißt, später auch Möwigsburg geschrieben wurde. Auf einem das Dorf überragen den Hügel steht weitschauend die Kirche, und auf ihrer Stätte stand in der Zeiten Frühe die Merwigsburg, die Burg, welche der Franken- und Thüringerkönig Merwig erbaute und einen Palast in derselben aufführte Gräberfunde in der Flurmarkung, besonders in der Nähe des benachbarten Dorfes Bischleben, deuten hinlänglich auf sehr frühe Bevölkerung dieser Gegend. Die Merwigsburg war später der Herrschersitz des Thüringerkönigs Bisin, bei welchem der aus Franken vertriebene Sohn König

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/311&oldid=- (Version vom 1.8.2018)