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er seine Heldenthat nicht, da ihn das Thier noch in seinem letzten Kampfe mit Anstrengung aller seiner Kräfte packte und in Stücke zerriß. Doch es mußte selbst unterliegen; nach wenigen Tagen fand man es tod in seinem Lager. Der edle Held liegt in der Kürbitzer Kirche begraben; über seiner Gruft sieht man das in Stein gehauene Bildniß desselben und zu seinen Füßen den sich ringelnden Lintwurm, ganz wie auf einem Denkmal jenes tapfern Georg von Frankenstein, das im Dorfe Beerback ohnweit Darmstadt befindlich ist.[1]




191.
Der wilde Jäger haßt Kröstau.

Zwischen den Dörfern Straßberg und Kröstau fließt in unheimlicher Thalenge der Rößnitzbach; dort wird häufig Hundegebell und lauter Jagdlärm zur Nachtzeit vernommen, man hört gellende Zurufe, Hörnerklang und Peitschengeknall, auch wilde, fluchende Stimmen. Es jagt dort der wilde Jäger, und wenn Wanderer ihm begegnen, schreit er sie an, woher sie seien. Antwortet einer: Aus Kröstau, so hat er alsbald zuversichtlich einige Peitschenhiebe zu gewärtigen, andere Wanderer bleiben unangefochten, und werden wol noch von dem wilden Jäger eine Strecke geleitet, und bisweilen sogar mit Wild aus seiner Jagdtasche beschenkt. Die Sage verräth nichts über die Beschaffenheit dieses Wildes, aber sie hat sich, um jenen Haß des wilden Jagers gegen Kröstau zu erklären, eigenthümlich

  1. D. S. B. 60.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)