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möchten. Ein Rath aber gab ihnen zwanzig Reisige und seinen Hauptmann mit. Die kamen nach dem festen Hause Gallin, und fanden da einen großen Haufen Räuber versammelt. Da nahm Hartich von Ritzerau seinen Pfeifer und Trommelschläger und steckte die in einen Busch; er selbst aber ritt vor das Haus, und machte ein Gerücht, daß die von Lübeck im Anzuge wären. Da die Räuber nun pfeifen und trommeln hörten, sank ihnen der Muth; und sie verließen das Haus in der Nacht. So gewann der Hauptmann es ohne Schwertschlag, da es sonst große Mühe erfordert haben würde; aber das Volk steckte es in Brand und ließ es verbrennen.

Darauf hielten die Herren eine neue Tagefahrt, und beschlossen, den Räubern das Garaus zu machen. Am Abend der Geburt Mariä zogen sie vor das Haus Linau, das die Scharfenberge hatten; die von Lübeck legten 3 Wochen lang 1500 Bürger und Arbeitsleute davor, denn sie traueten den Andern nicht. Am Michaelistage nahmen sie das Schloß mit Sturm, und brachen den Thurm und die Mauern und zerstörten alles in den Grund, und alle Gefangenen ließen sie an die Bäume henken.

Nun flehen die räuberischen Junker zu dem Herzog von Meklenburg und thaten da großen Schaden mit allen bösen Dingen. Da klagten die Städte und sagten dem von Meklenburg: wie er solche Straßenräuber und mißthätige Leute bei sich halten möchte, da er doch früher ein so

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)