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Hievon ist das gemeine Sprüchwort aufgekommen, wenn Einer nach Lübeck gewollt: „ja, ja, ziehe hin nach Lübeck; da schenkt man’s keinem nicht, und henket so bald den Teufel als Menschen an den Galgen.“

Wie aber dem Mahler unlängst hernach eine Altartafel zu mahlen verdinget worden, nämlich von der Historie, wie Leib und Seele von einander scheiden, und auf die Seele nicht allein die Engel Gottes, sondern auch der Satan fleißig warten: da gedenkt der Mahler an sein Gelübde, das er in höchster Noth geschworen und mahlt den Satan in Gestalt des höchsten Herrn der ganzen Welt, nämlich wie einen herrlichen, schönen alten Mann mit der Krone und dem ganzen Ornament des Papstes, jedoch anstatt der Ohren zwei gekrümmte Bockshörner, und unter dem langen Rock den einen Fuß mit einer Satansklaue; daneben stund also geschrieben:

Hanc animam posco, quam plenam criminibus nosco.

Diese Tafel stand hinter dem Chor auf einem Altar, ist aber anno 1600 von dem Domherrn und Structuarius Schrader in das Reventer gehängt.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)