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sie die Feinde zur Flucht gebracht; sondern sie wollten auch noch Beute davon haben. Liefen deßhalb vor Kopenhagen und stiegen an’s Land; aber der König, der wohl sah, daß er sich nicht halten konnte, dachte auf eine List. Er ließ einen Waffenstillstand und Frieden anbieten, und während der Admiral Herr Johann Wittenberg Verordnete nach Lübeck abfertigte, lud er die Officiere auf sein Schloß zu seiner Königin Geburtstag. Da kamen denn auch alle, sonderlich Herr Johann Wittenborg, als der Städte Admiral, höchlich ausstaffieret; und der König empfing sie ganz herrlich. Da aber, nach Gewohnheit, Herr Johann die Königin um einen Tanz bittet, sagt sie in Züchten: es werde sich nicht wohl geziemen, vor allem Volk mit ihrer Feinde Obersten zu tanzen; dennoch könne sie es wohl zugeben, wofern er zuvor durch ein Zeichen seine Freundschaft kund thäte. Begehrt er zu wissen, was das sein möchte; spricht sie mit Hulden: „die Insel Bornholm.“ Da ist Herr Johann von der Königin so entzündet, daß er’s ihr zusagt; worauf sie den ganzen Abend mit ihm allein und niemand anders tanzt. Die Lübschen aber, da sie das sahen, sprachen mit einander: „Dâr danßt Bornholm hen!“ Des andern Morgens in der Frühe haben sie ihre Schiffe ausgereidet und sind nach Lübeck gefahren; die Dänen aber haben Bornholm eingenommen, und dem Kaufmann noch mehr Schaden gethan, denn zuvor.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)