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und erwiesen sich in aller Weise zudringlich, foderten sie auch beständig zum Reden auf. Absonderlich verfolgte sie ein breitkopfiges Ding und war ihr am meisten zuwider; aber es schien der Herr und Meister der übrigen zu sein; und blieb immer bis zuletzt und fragte nach ihrem Namen. Nun klagte die Frau solches zu einer Zeit ihrer Nachbarin, mit Begehr, was sie dabei machen solle. Die giebt ihr alsbald guten Rath, wie sie der Dinger ledig werden möchte. Da nun dieselben nächsten Tages wiederkommen, der Meister aber zurückbleibt und die Frau nach ihrem Namen fragt: spricht sie: sie heiße Sülfst gedân; und damit nimmt sie einen Grapen voll siedenden Wassers, und gießt ihm den über den breiten Kopf. Solchergestalt wird er erbärmlich schreien, und stürzen aus allen Ecken und Winkeln über die hundert Dinger herzu und umringen wehklagend ihren Herrn und Meister; vor allem aber begehren sie zu wissen, wer ihm das gethan, damit sie ihn rächen mögen. Er aber sagt mit brechender Stimme „Sülfst gedân,“ und verscheidet. Da schreit der ganze Schwarm: „sülfstgedân is alletit wolgedân“, und verschwindet von Stund an und ist nicht wiedergesehn.

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/182&oldid=- (Version vom 1.8.2018)