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der Rose auf seinem Kissen gewahr geworden, hätte er dieses geschwind mit dem seines noch abwesenden Nachbarn Johann Livo verwechselt, und dadurch bewirkt, daß dieser vor Schrecken sterbenskrank geworden sei. Nun aber sei inmittels Abundus auch krank geworden, und wie er sein Ende vermerkt, hätte er das Vorgegangene seinem Collegen anmelden lassen, und das Zeitliche gesegnet. Livo aber sei wieder gesund und sogar bald Dechant geworden; und hätte auf seinem nahe am Zeiger befindlichen Grabe sein Wappen, eine Rose, eine Handuhr und einen Todtenkopf einhauen lassen; zum Zeichen, daß ihm durch die Rose zwar der Tod gegönnt, er auch krank geworden wäre, aber weil seine Todesstunde nicht ausgelaufen, noch eine Weile gelebt hätte. Auch habe jener Livo zwei Präbenden gestiftet, damit an Stelle der Domherren gebetet würde, welche krank wären. Diese Präbenden seien noch vorhanden, und ihre Curien in der Herzengrube nahe an dem stetsquellenden Brunnen befindlich: die Domherrn aber, welche sie empfingen, hießen davon Livonisten.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)