1447 hatte König Christoffer von Dänemark viele Fürsten und Herren verschrieben, daß sie zu ihm gen Lübeck kommen wollten auf Michaelis, daselbst mit ihm lustig und fröhlich zu sein (vel quasi). Einem Rath zu Lübeck aber hatte er nichts hievon kund gethan, wie er doch billig hätte thun sollen.
Da nun der Tag Michaelis vorhanden, begunnten etliche der verschriebenen Herren heranzukommen; doch schickten sie vorher um Geleit nach altem Gebrauch. Erst nach dieser Herren Ankunft schickte König Christoffer seine Briefe an Einen Rath zu Lübeck, begehrte Geleit für sich und alle diejenigen, so er dahin beschieden; insonderheit aber: daß er seine Herberge halten möchte im Burgkloster.
Dieß Schreiben ward verlesen, mit großer Verwunderung daß der König auf so ungewöhnliche Art und Weise Geleit begehrte; darum ließ Ein Rath der vornehmsten Bürger an die 400 zu Rathhaus fordern, und ihnen des Königs unbilligen Anschlag vorlesen. Wie die Bürger das hörten, begehrten sie, daß dem Könige ja nicht gewillfahrt werde. Also hat des Königs Bote eine schriftliche Antwort wieder bekommen: daß Ihm das Geleit gar gerne bewilligt sein sollte, daß Er aber mit 4–500 Pferden zum höchsten kommen möchte; im Kloster zur Burg Ablager zu halten, ginge nicht an.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)