züchtigen Frauen zu Kühnheit und Verwegenheit Ursach geben, die Unzüchtigen aber in ihrer Thorheit bestärken könnte.
Solche Vermahnung nahm Ein Rath sehr freundlich an, und verbot das Umlaufen der Weiber mit verhülltem Angesicht. Deß ist der Herzog so lustig geworden, daß er mit einem Meklenburgischen Ritter, Herrn Johann Maltzan, sich heimlich verabredet, sich in der Stille davon gemacht, und in Eil gerüstet hat; und also zu Pferde auf das Rathhaus hinaufgeritten ist. Und daselbst haben sie auf dem langen Gemach vor allen Gästen ein Treffen auf ihren Pferden gethan; und ist der Ritter durch den Fürsten hinuntergestoßen.
Gleich danach aber hat der Fürst in seinem Stechzeug und Helm mit einer Gräfin getanzt, und der Ritter mit des Burgemeisters Tochter; dessen sich alle verwundert. Das geschah auf S. Ursula Tag.
Freitags aber nach der 11,000 Mägde Tag sind sie alle wieder von dannen weggezogen, ein jeglicher in seine Heimath.
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)