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197. Die Rodden.

1612 ist Herr Adolf Rodde aus Münster zum Rathsherrn erwählt. Von ihm sagt man, daß er und sein Bruder Gotthard in jungen Jahren nach Wisby und Novgorod gegangen sind und dort großes Geld und Gut erworben. Wie sie nun ihre Zeit ausgedient, gedenken sie ihres Vaterlands, frachten ein Schiff und fahren mit ihrem Geld und dem besten Gut nach der Trave. Auf der Reise aber kömmt ein Wetter über sie und schlägt das Schiff in den Grund, dergestalt daß sie beide in genauer Noth auf ein Boot fallen und mit dem Leben davon kommen. Als sie nun so auf der See treiben, hat ein Schiffer, der nach ihnen ausgelaufen, sie zu sich genommen und nach Travemünde gebracht. Da danken sie Gott, der sie so wunderbarlich errettet, und ziehn ihrer Heimat zu.

Nicht weit aber von Travemünde setzen sie sich an ein blau blühendes Flachsfeld und beklagen ihre Noth, daß sie nun ohne Hoffnung zurückkehren sollen; und es hungerte sie. Da läuft durch das blaue Feld ein weißes Windspiel her mit einem Bissen im Maul, springt sie an, und legt den zu ihren Füßen; alsbald aber ist es wieder verschwunden. Wie sie zugreifen, ist es nichts

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Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/373&oldid=- (Version vom 1.8.2018)