Pforte sei der und der und habe nothwendig mit ihm zu reden wegen einer frischen Beute. Da ist der Junker flugs hinaus vor die Pforte; aber alsbald nehmen ihn die lübschen Diener, und führen ihn etwas an die Seite. Da spricht der Hauptmann: „siehe, das und das hast du gethan; hier ist nicht länger Zeit; da steht der Mönch, dem beichte.“ Wie das geschehn, hat der Frohn dem Junker den Kopf weggehauen und in einen ledernen Sack gesteckt. Damit sind sie weiter gefahren nach dem zweiten, dritten, vierten, fünften Hofe, wo sie eben dasselbe Spiel gespielt; gegen Morgen aber ist der Hauptmann mit seinen Leuten und dem Wagen wieder in die Stadt gekommen. Da reitet er mit allem seinem Gesinde in sein Haus und behält alle bei sich bis nach 8 Uhr, als er wohl wußte, daß Ein Rath versammelt war; dann geht auch er aufs Rathhaus und befiehlt dem Frohn mit dem ledernen Sack hintennachzufolgen. Auf dem Hause läßt er sich einwerben, und als die Thür eröffnet wird, tritt er vor den Stuhl des Raths mit gebührender Reverenz und spricht: „Gebietende liebe Herren! vorgestrigen Tages ist mir vom Herrn Burgemeister vorgerückt, als führe ich meinen Namen mit Unrecht; aber hieraus hab’ ich mich erboten, da ich Befehl haben möchte, wollte ich nicht allein jagen, sondern auch was fangen. Darauf hab’ ich in dieser Nacht mein Jagen ins Werk gestellt, und dieses Hochwild gefangen.“
Ernst Deecke: Lübische Geschichten und Sagen. Carl Boldemann, Lübeck 1852, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luebische_Geschichten_und_Sagen.djvu/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)