Seite:Meine Gedanken über die Schrift Schatten und Licht.pdf/3

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 Ich hatte zwar die Ehre, ein einzigesmahl mit dem Herrn Abte Johann Nepomuck zu sprechen; und fand auch zu meinem wahren Vergnügen Gelegenheit, verschiedene würdige Männer seiner Abtey kennen zu lernen: allein dieses setzte mich noch nicht in den Stand, über die Strittigkeiten, die zwischen ihm und seinen Herren Mitgeistlichen vorgegangen waren, bis auf den Grund zu urtheilen. So viel bemerkte ich dennoch, daß der Herr Abt sehr viel Schönes und Gutes, zugleich aber auch manche fehlerhafte Seite in seinem Charakter vereiniget herumtrage: ich bemerkte auch, daß so viele, rechtschaffene und edeldenkende Männer nicht ohne Grund ihm entgegen waren. Daß aber unter der Menge seiner Gegner gar keine Leidenschaft sollte geherrscht haben, dessen konnte ich mich, und kann mich noch nicht überreden. Genug, man weiß, wie es unter Menschen – also auch unter Ordensleuten – zugeht. Die Herren Geistlichen in Langheim können ja überhaupt rechtschaffen seyn; und viele unter ihnen sind es vorzüglich: werden sie aber dadurch rechtschaffener, wenn ein unberufener, von Leidenschaft hingerissener Apologet auftritt, der ihre Ehre zu erheben glaubt, wenn er auf ihre Nachbarn schimpft? Wächst vielleicht unsere