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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

In ruhigem Tone antwortete er, daß es in unserer jetzigen Lage wol das Gescheiteste wäre, sobald wie möglich aus derselben herauszukommen.

„Ja, mein lieber Tobias, aber sag’ mir nur, wie wir herauskommen können?“

„Ungefähr auf diese Art,“ sagte er, und im selben Augenblick glitt er zu meinem Schrecken seitwärts über den Felsen und fiel, wie ich damals glaubte, durch einen glücklichen Zufall zwischen die weitgedehnten Äste einer Art von Palmbaum, welcher seine festen Wurzeln längs eines Felsrandes tief unten ausstreckte, während sein Stamm nach oben an der Felswand emporwuchs, und etwa zwanzig Fuß unterhalb des Ortes, wo ich stand, eine mächtige Laubkrone entfaltete. Unwillkührlich hielt ich den Athem an, in der Erwartung, meinen Gefährten, nachdem er einige Augenblicke durch die Zweige des Baumes aufgehalten sein würde, durch die schwache Stütze brechen und der Tiefe zustürzen zu sehen. Allein zu meiner freudigen Überraschung machte er sich von den geknickten Blättern frei und rief mir mit heitrer Stimme zu: „Komm nur nach, Herzblatt, es giebt doch keine Wahl!“ und damit wand er sich durch die Blätter, glitt am Stamme hinunter und stand in einem Augenblick wenigstens funfzig Fuß unter mir auf der breiten Felsschicht, von welcher der Baum, den er hinabgeklettert war, sich in die Höhe streckte.

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)