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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

den Morgen unter dem elenden Schutz, den dieses Obdach bot.

Während dieser Nacht vereinigten sich das ewige Gebrüll des Wasserfalls, das dumpfe Heulen des Sturmes in den Bäumen, das Plätschern des Regens und die tiefe Finsterniß, um mein Gemüth auf eine Weise zu erschüttern und niederzudrücken, wie es früher nie der Fall gewesen war. Naß, halbverhungert und bis im Innersten erstarrt durch die feuchte Kälte des Orts, so wie von den Schmerzen, die mich zerrissen, fast zur Raserei getrieben, sank ich unter dieser Last von Leiden zu Boden und überließ mich den schrecklichsten Vorgefühlen von Bösem; auch mein Begleiter, dessen Muth und Laune doch endlich ein wenig gebrochen war, sagte während der ganzen Nacht kein Wort.

Endlich graute der Tag, wir erhoben uns von unserm elenden Lager, streckten unsere steifen Glieder, aßen Alles, was uns an Brot noch geblieben war, auf, und bereiteten uns dann vor, die letzte Station unsrer Reise zu machen. Ich will nicht die vielen Gefahren erzählen, denen wir nur haarscharf entrannen, noch aller der Schwierigkeiten gedenken, die wir zu überwinden hatten, ehe wir im Schooße des Thales ankamen. Da ich Ähnliches schon beschrieben habe, so wird es genügen, wenn ich sage, daß wir endlich, nach unglaublicher Anstrengung und großen Gefahren,

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)