Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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herrschte ein feierliches Zwielicht, ein Halbdunkel wie in einem mächtigen Dome. Der schreckliche Geist heidnischer Götterverehrung schien schweigend über den Ort gebreitet und seinen Zauber auf alle umliegenden Gegenstände zu hauchen. Hie und da im Dunkel des Haines und halb von überhängendem Laube verdeckt, erhoben sich die abgöttischen Altäre der Wilden, aus riesigen, schwarzen polirten Steinen ohne verbindenden Kalk bis zur Höhe von zwölf bis funfzehn Fuß aufgethürmt; rohe offne Tempel überragten dieselben mit einer niedrigen Einfassung von Zuckerrohr, und auf den Altären sah man Spenden von Brotfrüchten und Cocosnüssen in den verschiedensten Graden der Fäulniß, und die verpestenden Überreste eines neulichen Opfers.
In der Mitte des Haines war der geheiligte „Hoolah-Hoolah-Grund“, welcher zu den Feierlichkeiten der phantastischen Religionsübungen der Eingebornen abgesteckt war. Er bestand aus einem sehr großen länglichen Pi-Pi, der zu beiden Seiten hohe terrassenförmige[WS 1] Altäre hatte, die von zwei Reihen scheußlicher hölzerner Götzen bewacht wurden; die letzten beiden Seiten waren mit einem Gehege von Bambusrohr eingefaßt, durch das man ins Innere des so gebildeten Parallelogramms gelangte. In der Mitte desselben standen große Bäume, die den Raum dicht beschatteten und um deren Stämme man kleine Bühnen aufgebaut
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: terassenförmige
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/187&oldid=- (Version vom 24.12.2019)