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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

ungezogenen Jungen, keine schreienden Säuglinge. Alles war Heiterkeit, Scherz und Jauchzen. Trübsinn, Hypochondrie und Schwermuth verbargen sich in den Winkeln und Rissen der Felsen.

Hier sah man einen Haufen Kinder den ganzen Tag scherzen und spielen, und keinen Streit, keinen Unfrieden unter ihnen. Dieselbe Anzahl würde bei uns nicht eine Stunde zusammen gewesen sein, ohne sich zu zanken und zu kratzen. Dort sah man eine Menge junger Mädchen zusammen, nicht ihre Reize gegenseitig beneidend, nicht ein läppisches Rangwesen beobachtend, nicht in Fischbeinschnürleiber wie Automaten eingezwängt, sondern frei, natürlich, glücklich und ungezwungen.

An einigen Punkten des sonnigen Thales pflegten sie sich oft zu versammeln, um sich mit Blumenketten und Kränzen zu schmücken. Wenn man sie so sah, im Schatten der wundervollen Haine hingestreckt, Haufen von frisch gepflückten Blumen und Knospen um sich her, und unter Scherzen und Singen damit beschäftigt, Kronen und Halsbänder aus den Blüthen zu machen, wahrlich man hätte glauben sollen, Floras ganzes Gefolge sei vereinigt, um seiner Herrin ein Ehrenfest zu bereiten.

Unter den Jünglingen gab es immer eine Lustbarkeit oder ein Geschäft, welches eine Reihe abwechselnder Freuden veranlaßte. Aber sie mochten nun fischen, oder Canoes

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)