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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

war, konnten wir nicht umhin, uns als Gefangene zu ergeben und die ganze Zeit, daß sie in der Bucht blieb, war sowohl die „Dolly“ als auch ihre Mannschaft durchaus in den Händen der Nymphen.

Abends, nachdem wir vor Anker gelangt waren, ward das Deck mit Laternen erleuchtet und diese malerische Sylphidengruppe mit ihrer verschiedenfarbigen Tappabekleidung eröffnete einen großartigen Ball. Diese Weiber sind leidenschaftliche Tänzerinnen und übertreffen in der wilden Grazie und dem Feuer ihrer Art zu tanzen, Alles, was ich je gesehen habe. Die verschiedenen Tänze der marquesischen Mädchen sind erstaunlich schön, aber es ist eine so ungebundne Üppigkeit in denselben vorherrschend, daß ich sie nicht zu beschreiben wage.

Unser Schiff ward nun durchaus jeder Art und jedem Grade des Schwelgens und der Ausschweifung überlassen. Nicht das leiseste Hinderniß erhob sich zwischen den frivolen Wünschen der Mannschaft und ihrer unbegrenzten Erfüllung. Die scheußlichste Zügellosigkeit und die schändlichste Trunkenheit herrschte mit gelegentlichen, aber nur kurzen Unterbrechungen während der Zeit seines Aufenthalts. O über die armen Wilden, wenn sie so dem Einfluß des befleckendsten Beispiels preisgegeben werden! Natürlich und vertrauend, wie sie sind, werden sie leicht zu jedem Laster verführt, und die Menschlichkeit weint über das Verderben,

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)