Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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wenden sollen? Gesetz und Recht hatten wir an der andern Seite des Caps zurückgelassen, und unglücklicherweise bestand unsere Mannschaft, mit einigen wenigen Ausnahmen, aus einem Haufen niederträchtiger Kerle von der gemeinsten Gesinnung, die unter einander zerfallen und die nur im stillen Ertragen der unbegrenzten Tyrannei des Capitains einig waren. Es wäre geradezu Tollheit gewesen, wenn zwei oder drei, ohne Beistand der Übrigen, versucht hätten, der schlechten Behandlung Grenzen zu setzen. Sie würden entweder sich selbst die Wuth des „Planken-Autokraten“ in erhöhtem Grade zugezogen, oder ihre Schiffskameraden noch größeren Leiden ausgesetzt haben.
Bei alledem hätte dieses wohl noch eine Weile ertragen werden können, wäre nur die geringste Aussicht auf eine baldige Erlösung vorhanden gewesen, wenn wir unserer Dienstpflicht getreulich nachkamen. Aber welch’ eine traurige Aussicht hatten wir in dieser Beziehung! Die Dauer von Reisen um das Cap Horn ist sprichwörtlich geworden; sie erreicht häufig vier bis fünf Jahre.
Gewisse langhaarige, milchbärtige Jünglinge, die dem vereinten Einfluß eines Capitain Marryat und schlechter Zeiten folgen, auf eine Lustfahrt nach dem stillen Meere gehen und von ihren besorgten Müttern mit eingekochter Milch für diese Tour versehen werden, kehren oft als gesetzte Männer in den besten Jahren zurück.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)