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Seite:Meyers Universum 1. Band 1. Auflage 1833.djvu/51

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gesucht, was die Vorältern am Prachtbau verschuldet, und ihre Erhaltung ist der jetzigen Besitzerin ein Gegenstand der größten Sorgfalt. Kein loses Steinchen begegnet dem Fuße des Wanderers in dem Trümmer-Labyrinthe, weder Distel noch Dornstrauch ritzt Hand oder Kleidung, und der Grasboden in den Höfen und Zwischenräumen der Mauern ist ein sorgfältig geschorener Teppich. Dieses allzu eifrige, überall sichtbare, die verständige Gränze weit überschreitende Erhaltungsstreben macht aber einen widrigen, beklemmenden Eindruck und schwächt der herrlichen Ruine schönsten Zauber auf das Gemüth.




X. Coblenz und Ehrenbreitstein.




In der Gegend von Coblenz ist gewissermaßen alles auf einem Punkte vereinigt, was auf dem Wege von Mainz dahin den Rheinreisenden entzückte: Fels und Thal, Wald und Reben, Gärten und freundliche Dörfer, eine große lebensreiche Stadt, weitgetrennte Ufer verbindende Brücken, ehrwürdige Trümmer der Vorzeit und riesige Werke der neuesten Baukunst zur kriegerischen Abwehr liegen am Gestade des schönsten Stromes wie hingezaubert da, so daß man alle diese mannigfachen Gegenstände mit einem Blicke übersehen kann. Das Ende der Rheinreise ist zugleich das Paradies für die Reisenden.

Wenn, den Rhein hinabschiffend, man der Mündung der Lahn sich nähert, welche aus einem engen Felsenthale, bei Nieder-Lahnstein, sich in den Rhein ergießt, wendet sich der Strom plötzlich nach Westen und mit einem Male fällt nun der Blick in das weite herrliche Thal, in welchem Coblenz auf einer fast rechtwinklichen, durch die Einmündung der Mosel gebildeten Landecke, malerisch-schön am Ufer sich lagert. Gegenüber am andern Gestade erheben sich auf einem hohen, schroffen Felsen die colossalen Werke der Festung Ehrenbreitstein, an dessen Fuß Thal-Ehrenbreitstein, einer kleinen Stadt ähnlich, sich ebenfalls dicht am Wasser hinzieht. Ueber Coblenz ragen, sanft gewölbt, die casemattirten, stark befestigten Höhen. Vom rechten Ufer aus reicht der vorwärts gerichtete Blick weit in das Moselthal, links schweift er über die lange Schiffbrücke, welche Thal-Ehrenbreitstein mit Coblenz verknüpft; das Rheinthal hinauf und Hügel und Berge der gefälligsten Formen, mit Trümmern zerstörter Klöster und Burgen gekrönt, dienen der wunderschönen Aussicht zum Rahmen.