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Seite:Meyers Universum 3. Band 1836.djvu/242

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Bürgerhospital und zu der Leihanstalt eingerichtet. – Auf einer etwas niedrigern Anhöhe weiter rechts erhebt sich majestätisch der Dom. Wie aus einem Gusse hervorgegangen, hat sich dieses großartige Bauwerk, unter den im byzantinischen Styl eines der herrlichsten Deutschlands, fast vollkommen erhalten, und für die Ergänzung des vom nagenden Zahn der Zeit schadhaft Werdenden wird stets mit Liebe und Sorgfalt gewirkt.

Zunächst am herrlichen Dome ragt die alte (bischöfliche) Residenz über die Häusermasse hervor; und dieser gegenüber die neue Residenz, bis zur Säkularisation die Wohnung der Fürstbischöfe, später die des Prinzen Wilhelmvon Bayern, welcher im vorigen Jahre starb. – Aus einem Fenster im dritten Stock stürzte im Jahre 1815 am 1. Juni, gerade als eine Kolonne russischer Truppen unter den Schloßfenstern vorüberzog, in einer Anwandelung von Verzweiflung über den furchtbaren Wechsel des Schicksals, Berthier, unter Napoleon’s Kriegsfürsten der erste, sich herab und gab sich freiwillig den Tod. Die Stelle des Pflasters, wo er niederfiel, bezeichnet ein schwarzes Kreuz.

Gleich unter dem neuen Residenzgebäude tritt die obere Pfarrkirche vor’s Auge, die an der Stelle einer uralten Kapelle in den Jahren 1320–27 erbaut worden ist; durch Aenderungen in der Periode des Ungeschmacks (1711 bis 1715) ist sie innen und außen auf’s ärgste verunstaltet. Weiter rechts, dem Rande näher, ist die protestantische Pfarrkirche St. Stephan bemerklich, deren ältere Theile aus dem 11. Jahrhundert datiren. Sie war bis zur Säkularisation die Stiftskirche, dann eine Zeit lang geschlossen und wurde 1807 den Protestanten zum Gottesdienste eingeräumt. Die Kirche am äußersten Rande rechts ist die der Jesuiten, hinter welcher ihr Kollegiatgebäude, eine weitläufige Steinmasse, hervorsieht. Nach der Auflösung des Ordens wurde es der damaligen Universität zum Lokale eingeräumt; seitdem solche in ein Lyceum verwandelt wurde, ist es der Sitz dieses Instituts. – Andere, minder merkwürdige, öffentliche Gebäude dürfen wir in dieser übersichtlichen Beschreibung ohne Erwähnung lassen.

Im Allgemeinen ist Bamberg schön gebaut, und die meistens den Styl des 16. und 17. Jahrhunderts an sich tragenden Bürgerhäuser nehmen sich recht stattlich aus. Die Straßen, wenige ausgenommen, sind breit und die langen Reihen von Kaufläden, welchen der untere Stock der meisten Häuser eingeräumt ist, sprechen für die Betriebsamkeit der Bewohner. Die schönste Straße ist der vormalige Steinweg; jetzt, zum Kompliment für den neuen Herren, die Königsstraße geheißen. Außer der bereits erwähnten Kettenbrücke (1829–1830 erbaut), führt noch eine Steinbrücke von vortrefflicher Bauart über die Regnitz, – ein Werk aus dem 16. Jahrhundert.

Bamberg hat in 1800 Häusern etwa 20,000 Einwohner, welche in dem Handel mit einem Ueberschuß an Felderzeugnissen, besonders Gemüsen und Sämereien, die der Fleiß aus einem gesegneten Boden zieht, ihren Haupterwerbzweig finden. Großer Reichthum ist hier selten; aber eine mäßige Wohlhabenheit verbreitet sich durch alle Stände.