Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band | |
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Gerecht und weise ist der Herr aller Welten; Gerechtigkeit und Weisheit sprechen zu uns aus allen seinen Werken. Eine der bewundernswürdigsten Zeugnisse dieser Eigenschaften ist die Vertheilung derjenigen irdischen Güter, welche den Menschen nützen, oder zu seinem Daseyn unentbehrlich sind. Durch diese Vertheilung macht er gleichsam die ganze Erde für die Menschen bewohnbar; durch sie bevölkert er die Regionen des ewigen Eises und die dürren Wüsten; durch sie pflanzt er Colonien civilisirter Nationen an den Polarkreis und in die unwirthbarsten Gegenden, welche, als Werkzeuge zur Verbreitung von Cultur und Gesittung, in der Oekonomie des Menschheitlebens hohe Geltung erlangen.
Die Mineralschätze sind es vor allen andern, durch deren weise Vertheilung über der Erde die eben angedeuteten Zwecke des Höchsten mächtig gefördert werden. Er legte sie nicht den fruchtbaren Gauen in den Schooß, nicht in hesperidische Gefilde: meistens sind sie die Mitgift rauher, öder Gegenden, und unter Erdkrusten verborgen, welche, mit Unfruchtbarkeit geschlagen, ohne diese Mitgabe nimmermehr der Fuß des Menschen berühren würde, geschweige eine menschliche Wohnung. Wer hätte Potosi in die Anden gebaut, ohne daß der Herr Potosi’s Berg mit Silberadern durchzogen? wer an der Grenze des ewigen Schnees in Mexiko blühende Städte aufgerichtet, wer den Altai bevölkert, wer das Felsenland Cornwallis zum Mittelpunkt großartigen Verkehrs erhoben, oder, um das Bild uns ganz nahe zu rücken, wer in das dürre Erzgebirge und den Harz hunderttausend gesittete Menschen verpflanzt, ohne die Reichthümer, welche der Herr unter die Erdrinde gerade dahin legte, wo der Boden kaum Menschen ernähren kann? Die ewige Weisheit war wach zu allen Stunden der Schöpfung, und während die Naturkräfte wütheten und frühere Gebilde zerstörten, um Neues zu gestalten – da gehorsamten sie den Gesetzen seiner Gerechtigkeit. Je mehr die Menschen eindringen werden in der Erde Bau und der Erde Haushalt begreifen lernen, je klarer werden ihnen selbst diese Gesetze werden, und je heller ihnen auch Gottes liebes Vaterauge erwärmend in die Herzen strahlen. –
Schweden würde nicht die Hälfte seiner Bevölkerung ernähren können, es würde zu drei Viertheilen ganz unbewohnt seyn, und die bitterste Armuth wäre sein Loos, wäre ihm sein Metallreichthum genommen. – Ueberall in diesem Lande öffnen sich die unterirdischen Quellen zur Fristung des Menschenlebens da, wo die überirdischen
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Achter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Paris, Philadelphia 1841, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_8._Band_1841.djvu/222&oldid=- (Version vom 13.12.2024)