Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band | |
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so viele andere Reiche es thun, vor der Bürde einer heiligen Verpflichtung feig und ehrlos zurück. Daß ein Invalide und ein Bettler in einer Person vereinigt seyn können, kann der Brite nicht begreifen. –
Gegen den Park gerichtet erheben sich die neuern Gebäude des Matrosen-Waisenhauses, der Waisenschule und des Krankenhauses nicht minder herrlich, als jene. Im erstern werden über 3000 Knaben und Mädchen bis zum 14. Jahre trefflich erzogen. Im Schulgebäude wohnen die Lehrer und in jedem Saale finden 200 Zöglinge Raum. In dem ganzen Gebäudecyklus, das Hospital hinzugerechnet, haben über 8000 Menschen geräumig und bequem Platz. Eintracht, Ordnung, und ein seltenes Maß Zufriedenheit sind in allen diesen Anstalten zu Hause, Anstalten, welche für die Ehre und den Adel des englischen Volks mehr zeugen, als Trophäen und Monumente.
Einsicht in die innere Einrichtung ist jedem Fremden gestattet, und Tausende kommen und gehen täglich, weil nicht leicht Jemand London besucht, ohne auch Greenwich zu sehen, wohin von London und über einen Theil der Hauptstadt weg die in einem früheren Bande dieses Werkes beschriebene Eisenbahn führt. Der Haupt-Sammelplatz der Fremden ist vorzugsweise die Gemäldehalle des Spitals, in welcher die Kunst die Helden- und Siegesthaten der britischen Marine feiert. In dieser Nationalgallerie ist alles vereinigt worden, was früher in den verschiedenen königlichen Schlössern zerstreut war, und die Lücken wurden von den berühmtesten neuern Meistern ergänzt. Sie ist eine Stiftung Königs Georg IV. In der Vestibule sind die Bildnisse der Helden und Entdecker der britischen Marine seit den Tagen der Elisabeth vereinigt. An der Decke hängen die eroberten Flaggen ber Admiralschiffe der Holländer, der Spanier, Portugiesen, Franzosen, Russen, Schweden, Danen, Türken etc. etc., kurz aller Seemächte der Erde, als die rechten Urkunden der britischen Herrschaft auf allen Meeren.
Kein Reisender, der Gefühl für Helvetiens Naturschönheiten hat, wird die Gegend des Baarerbodens das erste Mal erblicken, ohne entzückt zu werden. Nicht mehr sind’s die Ufer des nahen Zürcher Sees, belebt durch unzählige Wohnungen und bepflanzt und bebaut auf die mannichfaltigste Weise, ein Bild des emsigsten Menschenfleißes: – es ist eine Hirtengegend, die er jetzt erblickt, wo die kunstlose Natur in geheimer Schönheit emporblüht.
Joseph Meyer: Meyer’s Universum, oder Abbildung und Beschreibung des Sehenswerthesten und Merkwürdigsten der Natur und Kunst auf der ganzen Erde. Neunter Band. Bibliographisches Institut, Hildburghausen, Amsterdam, Philadelphia 1842, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_Universum_9._Band_1842.djvu/127&oldid=- (Version vom 1.1.2025)