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Seite:Meyers Universum 9. Band 1842.djvu/165

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CCCCVII. Schloss Kronenburg im Sunde.




„Das Faustrecht ist der Ritterschaft genommen, aber es blieb, als eine Regale, Königen.“ Die Burgen der adelichen Schnapphähne liegen in Trümmer; aber fürstliche Zwangzollstätten an den Ufern der freien Ströme stehen noch aufrecht: – die ungläubigen Barbaresken sind aus den Meeren vertrieben; doch an der Ausgangspforte der Ostsee, an der großen Welthandelsstraße des Sundes, macht ein christlicher Staat den Wegelagerer gegen alle Handelsvölker der Erde, hält ihre Schiffe an und läßt ihnen die Wahl, entweder theures Lösegeld zu zahlen, oder in den Grund gebohrt zu werden. Dänemarks König erhebt auf solche Art jährlich Millionen, und alle Staaten, die mächtigsten wie die kleinsten, dulden solche Erpressung. Man sagt zwar, das Jahrhunderte lang geübte Gewalt-Unrecht des Sundzolls gälte jetzt als ein historisches Recht. Schöne Logik, die den Enkeln das Stehlen nachsehen müßte, wenn Väter und Großväter am Galgen starben! Aber unsere Zeit wird sie noch zu Schanden machen, wie sie vieles Aehnliche zu Schanden gemacht hat. In unsern Tagen, wo die Geistesblitze rasch durch die Gesellschaft zucken und im Nu, wie ein Contagium, die Kopfe entzünden, mag auch über Nacht auf die Häupter der Meinungsführer der Gedanke niederfahren, welch ein alle Völker schändender, rechtloser Gräuel Dänemarks Zöllnerei am Sunde ist; mit feurigen Zungen gepredigt, wird dann der Begriff einziehen in die bereiften Schädel der Staatensteuerer, und das erste entschlossene Nein irgend einer Macht an das tributfordernde Dänemark wird den Sund von seiner Kette befreien. Wenn solches aber geschehen ist, dann wird man sich eben so sehr wundern, wie sich eine Welt viele Jahrhunderte lang von dem kleinen, schwachen Dänemark brandschatzen lassen konnte, als man sich, nach ihrer Ausrottung, über die lange Dauer der Barbaresken-Seeräuberei gewundert und geschämt hat. Es gibt in den sogenannten historisch-rechtlichen Beziehungen der Staaten und Völker zu einander noch gar viel Schändliches und Thörichtes; in der vordersten Reihe desselben steht der Sundzoll. Doch er hat am längsten gedauert. Unsere Zeit – die Zeit des Uebergangs, welche berufen ist, Stein vor Stein den ganzen Babel des historisch-rechtlichen Frevels abzutragen, und die nicht eher rasten und ruhen soll, als bis alles Schlechte und Mißbräuchliche abgeschafft, alles Hohle zertrümmert, alles Unnütze und Schädliche entfernt, alles Todte und Erstorbene abgeschlagen und alles Unrecht – hüllte es sich auch in Purpur und Heiligenschein! – zerschmettert und geschleift